Beiträge für einen Podcast (15)


Warum sind uns Social-Media-Likes wichtig? (BB Radio, 2022)



Elektronische Medien als Instrumente der Selbstpräsentation fügen sich heute nahezu jedwedem persönlichen Wunsch. Wir können uns darstellen, wie wir es wollen. Werden unsere Postings geliked, empfinden wir dies zwar als Selbstbestätigung und Ermunterung, auf dem eingeschlagenen Pfad fortzufahren. Letztlich zappeln wir aber wie gefangene Fische im Netz. Denn wir gelangen nur dadurch in die Schaumkronen öffentlichen Wahrgenommenwerdens, wenn wir dem entsprechen, was andere an uns sehen möchten. So betrachtet bedeutet auch Prominenz heute nichts anderes als das Haben von Gefolgsleuten.

Warum legen wir Wert auf Pünktlichkeit? (BB Radio, 2022)



Wir Deutschen erscheinen fast überall mit großer Pünktlichkeit. Selbst wenn bei schlechtem Wetter ein Regen mit der Straße flüstert, kommen unsere Autos und Züge noch immer vergleichsweise pünktlich durchs Gesprühe. Wir betrachten dies nämlich als Tugend und als Ausdruck unserer Ernsthaftigkeit und Effizienz. Überdies möchten wir die auf uns Wartenden wertschätzen, indem wir ihre Zeit nicht über Gebühr beanspruchen. Dennoch funktionieren Gesellschaften auch dann, wenn alle ein wenig entspannter agieren. Genau genommen ist es nämlich nie zu spät, unpünktlich zu sein.

Warum haben wir Haustiere? (BB Radio, 2022)



Johann Gottfried Herder meinte, wenn man aufrecht geht, kann man zum Gott der Tiere werden. Das heißt, wir sind zwar selbst aus der Säugetierreihe hervor gegangen, möchten uns aber über jene erheben. Da Tiere keine verneinten Aussagen bilden, werden wir durch sie nicht in Frage gestellt. Gleichzeitig lebt unser Zuhause durch Tiere auf. Sie sind wie Kinder, die unsere Zuwendung lieben, wenngleich sie natürlich nicht durchgängig eine schneckenförmige Ruhestellung einnehmen. Auch in der Welt der Tiere gibt es nämlich schwarze Schafe.

Warum können wir Süßigkeiten kaum widerstehen? (BB Radio, 2022)



Das Verlangen nach Süßem wurde ins in die Wiege gelegt, denn wir haben bereits Muttermilch als süß und nahrhaft erlebt. Zucker drosselt die Ausschüttung von Stresshormonen und führt zu schneller Beruhigung, weshalb wir uns an ihn wie an eine Droge gewöhnen. Geben wir unserer Lust am süßen Essen nach, tun wir unserem Körper zwar zunächst etwas Gutes, mittelfristig werden wir aber natürlich rundum straff und setzen dann durch unser Auftreten Kontur.

Warum vergessen wir Geburts- und Hochzeitstage? (BB Radio, 2022)



Generell kann man sagen, dass wir uns merken, was uns wichtig ist und vergessen, was uns eher unwichtig erscheint. Da Frauen oftmals beziehungsorientierter als ihre Partner sind, neigen vorrangig die Männer zum Vergessen von Geburts- und Jahrestagen. Sie messen den Kalenderdaten weniger Gewicht zu, da sie sich zu sicher fühlen, ihre Partnerinnen würden ohnehin längerfristig bei ihnen bleiben und auf einzelne besondere Tage käme es nicht an. Frauen vollziehen diesen Schluss jedoch nicht mit derselben Geradlinigkeit. In solchen Situationen fühlen wir uns nämlich wie eine missratene Vase, welche der Töpfer zu den Scherben wirft.

Warum ähneln wir unseren Hunden? (BB Radio, 2022)



In jedem fünften deutschen Haushalt werden wir von Hunden umsprungen. Die rund 10 Millionen Hunde weisen tatsächlich mitunter Ähnlichkeiten zu ihren Haltern auf. In äußerlicher Hinsicht betrifft dies aber nicht etwa die Frisur, sondern den Ausdruck der Augen. Wir finden nämlich intuitiv solche Tiere sympathischer, in denen wir Parallelen zu uns selbst sehen. Wir werden dann wehrloser in unserer Kaufentscheidung. Noch wichtiger sind freilich Ähnlichkeiten in der Persönlichkeitsstruktur zwischen Hund und Halter, da das jeweilige Tier zu unserem gegenwärtigen Lebensstil passen muss.

Warum bekommen wir nie genug? (BB Radio, 2022)



Wenn etwas uns gute Gefühle macht, wollen wir immer mehr vom Gleichen, weil sich nämlich Emotionen viel zu schnell abschwächen und aufgefrischt werden wollen. Es sind also weniger die Dinge selbst, für die wir kein Maß finden, sondern die Gefühle an ihnen. Goethe hat jedoch bemerkt, in der Beschränkung zeige sich der Meister. Bei Genügsamkeit geht es schließlich nicht darum, nichts zu besitzen, sondern darum, dass nichts uns besitzt. Wer dies begriffen hat, für den ist die Welt ein Obstgarten mit tiefhängenden Früchten.

Warum flippen wir aus? (BB Radio, 2022)



Das klassische Ausflippen bedeutet, dass wir auf Reize nicht mit der angemessenen Energie reagieren. Wenn wir uns von einer Situation emotional stark beansprucht fühlen, überschätzen wir ihre Wichtigkeit. Folgerichtig ist auch unsere Reaktion auf diese Situation dann überschießend und in ihrem Maß verfehlt. Wer aus der Haut fährt, möchte unbedingt Oberhand gewinnen, um die Kontrolle über die vermeintlich ins Kraut geschossene Lage zurück zu erlangen. Teilen wir jedoch verletzende Hiebe aus, suchen uns zum Ausgleich später Schuldgefühle heim.

Warum wirken Männer manchmal unsensibel? (BB Radio, 2022)



Fragt man als Psychologe Frauen nach ihrem Wunschpartner, dann soll er immer aufmerksam, humorvoll und fürsorglich sein. In der Realität wirken männliche Bemühungen um ihre Partnerinnen aber oft so unsensibel, als würde man mit Gewehrschüssen auf eine Uhr deren innere Mechanik in Gang setzen wollen. Der Grund liegt jedoch nicht darin, dass ein Mann weniger zur Beziehungspflege befähigt sein würde, sondern er hat das Gefühl, seine Frau zu lieben und das gute Gewissen, dass es so sei, lässt ihn von besonderen Anstrengungen absehen.

Warum lieben wir Fingerfood? (BB Radio, 2022)



Die Handhabung von Besteck stellt bei Kleinkindern und in archaischen Zeiten und Kulturen nicht die favorisierte Form der Nahrungsaufnahme dar. Auch die christliche Kirche hatte im Mittelalter noch betont, dass Jesus seine Speisen mit den Fingern gegessen hätte. Jahrhundertelang führten wir bestenfalls als persönliche Ausrüstung kleine Löffel und Essmesser in Lederfutteralen mit uns, die wir an unsere Gürtel steckten, woraus sich übrigens das Wort "Besteck" ableitet. Tatsächlich sehnen wir uns aber nach Speisen, die vorausschauend in so mundgerechten Häppchen serviert werden, dass wir uns beim Essen wie die ersten Menschen fühlen können.

Warum finden wir Hinwege länger als Rückwege? (BB Radio, 2022)



Auf Hinwegen befinden wir uns in größerer Nervosität und eine Erwartungshaltung bezüglich des Zieles versetzt uns in Anspannung. Dadurch wird unser subjektives Zeitempfinden verlangsamt. Außerdem brechen wir bei unbekannten Reisezielen ja von unserem vertrauten Zuhause auf, dessen Umgebung wir noch mehrere Kilometer weit gut kennen. Deshalb bekommen wir erst viel später das Gefühl, jetzt erst richtig unterwegs zu sein, sodass sich die empfundene Fahrtzeit des Hinwegs verlängert. Auf dem Rückweg haben wir dann unser Zuhause fast schon erreicht, sobald auch nur im entferntesten unser Heimatort sichtbar wird.

Warum singen wir unter der Dusche? (BB Radio, 2022)



Der Akt des Duschens braucht nicht sang- und klanglos statt zu finden, sondern kann durch selbsterzeugte Töne flankiert werden. Das Rauschen des Wassers, die Akustik der Badfliesen und das trügerische Gefühl, nicht gehört zu werden, ermuntern uns zur Musikerzeugung. Auch wenn wir nur auf wenigen Tönen beharrend singen, oder wenn wir pfeifen, ohne ein Lied dabei zu meinen, nimmt unsere Entspannung zu. Wir geben unserem Atem eine kontrollierte Form und erweitern die Körperpflege um ein Element der Harmonie.

Warum brauchen wir manchmal Rat von Freunden? (BB Radio, 2022)



In unserer Psyche wälzen wir mitunter formlosen Stoff vor uns her oder sind außerstande, die Gedanken zu ordnen, die uns tausendfältig bestürmen. Dann ist Rat aus dem Freundeskreis Gold wert. Nicht immer sind wir nämlich in der Lage, Entscheidungen nur alleine zu treffen, sondern können und sollten auf die Lebenserfahrungen unserer Freunde zurückgreifen. Darin unterscheiden sie sich auch von professionellen Beratern, denn in der Beraterbranche geht oft der Rettungswagen dem Notruf voraus und die Lösungen sind da, bevor die Probleme nach ihnen verlangen.

Warum kuscheln wir gern? (BB Radio, 2022)



Eine Partnerschaft wirkt zuweilen wie eine Krücke, an der die Zärtlichkeit durch die Jahre hinkt. Wir Menschen lieben zarte Berührungen, da wir sofort entspannen können, wenn wir echte Zuwendung spüren und unsere Hautoberfläche nicht verteidigen müssen. Kuscheln stiftet seelische Nähe und lässt bei manchen auch weitergehende Fantasien in Schwung kommen. Allein die Tatsache, dass die Natur das Hormon Oxytocin vorgesehen hat, zeigt die Wichtigkeit dessen an, was den Männern die Illusion von Langlebigkeit einbringt und den Frauen die rosigen Wangen.

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