Hörproben psychologischer Radiobeiträge (3)
aus den Jahren 2022 bis 2023


Macht Kaffee aus weißen Tassen wacher? (MDR Jump, 2022)



Nein, das ist ein Fake. Zunächst stimmt es zwar, dass Untersuchungen einen Einfluss der Tassenfarbe auf unser Geschmacksempfinden festgestellt haben. Im Gegensatz zu blauen oder durchsichtigen Glastassen wirkt Kaffee aus einer weißen Tasse auf uns etwas intensiver im Aroma. Als Grund wird vermutet, dass wir die Farbe Braun generell mit Bitterkeit assoziieren und eine weiße Tasse durch den Kontrast zum dunkelbraunen Kaffee ein erwartetes bitteres Geschmackserlebnis besonders hervorhebt. Für den antriebsfördernden Effekt ist jedoch das Koffein entscheidender, welches den müde machenden Botenstoff Adenosin von den Nervenzellrezeptoren verdrängt. Unabhängig von Tassenfarben darf Kaffee morgens also gern der charakteristische Geruch unseres Hausstandes sein.

Leidet jeder zweite Schüler unter Prüfungsangst? (MDR Jump, 2022)



Ja, das ist ein Fakt. Vor Prüfungen besetzt fast jeden zweiten Menschen Angst. Aber es liegt keine Schande in der Furcht vor der Schlacht. Mittelgroße Prüfungsangst ist nämlich ein Programm unseres Gehirns zur Leistungssteigerung. Durch sie wird unser Wachheitsgrad erhöht und unsere Konzentration geschärft. Außerdem steigert sich unser Reaktionsvermögen. Wenn sich vor Prüfungen also Unruhe mehrt, so ist dies auch ein Zeichen dafür, dass unsere Psyche vorab Aktivierungen übt. Durch welche schwere Prüfungen wir auch gehen mögen, sollten wir uns immer gegenwärtig halten: In letzter Instanz ist jedes Individuum stark wie die Welt.

Machen Ferien dumm? (MDR Jump, 2022)



Nein, das ist ein Fake. Man könnte ja meinen, bei einer mehrwöchigen Ferienzeit würde sich quasi die Festplatte des Gehirns von selbst löschen und die Menschen würden sich dem stumpfsinnigen Vergessen zum Fraße hinwerfen. Tatsächlich findet eher eine Defragmentierung statt. Das heißt, die verstreute Speicherung von Datenblöcken wird durch die Zeit der Muße zu einem ganzheitlichen Wissensstand zusammengeführt. Einmal Gelerntes wird nicht komplett vergessen, sondern wir kommen zu einem ruhigen Ins-Auge-Fassen der Welt. Wie bei einem Jetlag dauert nach Ferienende dann die Wiedereingliederung nur wenige Tage. Es besteht also kein Grund zur Sorge: Am ruhigen Fluss ist das Ufer voller Blumen.

Weinen wir schneller im Flugzeug? (MDR Jump, 2022)



Ja, das stimmt. Zumindest legen das Untersuchungen nahe, wonach 15% der Männer und 6% der Frauen angeben, in Flugzeugen eher zu weinen als woanders, wenn sie während des Fluges emotional aufwühlende Filme schauen. Um dies zu verstehen, muss man zunächst wissen, warum wir Menschen überhaupt weinen. Entgegen landläufiger Meinung, ist Weinen nämlich gar kein Ausdruck von Trauer, sondern von Machtlosigkeit. Deshalb weinen wir auch Tränen aus Rührung. Sobald wir uns ohnmächtig gegenüber starken emotionalen Momenten fühlen, versucht der Hypothalamus im Gehirn, uns an diese Belastung anzupassen. Durch die Auslösung der Körperreaktion des Weinens soll das emotionale Gleichgewicht wieder hergestellt werden. Im Flugzeug verschärft sich nun die Situation. Sauerstoffgehalt und Luftdruck sind geringer, wir sitzen eingepfercht auf unseren Plätzen, sind hilflos den Maschinen ausgeliefert und warten auf den Absturz. Das bemutternde Verhalten der Stewardessen macht uns quasi zu Kindern, sodass wir emotionaler agieren und nach einem langen Flug unfrisch und reparaturbedürftig aussehen.

Brauchen wir zum Gesundbleiben ein Mindestmaß an Arbeit? (MDR Jump, 2022)



Ja, das ist ein Fakt. Bereits das Aussehen mancher Menschen lässt ja ihre Arbeitslast ahnen. Gleichgültig, ob wir körperlich als Bauern ackern müssen oder nur Gedankenarbeit zu verrichten haben, sind die meisten durch ihre Tätigkeiten gänzlich in Anspruch genommen. Hierbei ist der Name "Burn-Out" so suggestiv, dass er uns motiviert, daran zu leiden. Allerdings existiert auch das Gegenstück eines "Bore-Out". Studien haben nämlich gezeigt, dass wir Menschen an den gleichen depressiven Symptomen, Antriebsarmut, Schlaflosigkeit, Tinnitus, Kopfschmerzen und Infektionsanfälligkeit zu leiden beginnen, wenn wir dauerhaft unterfordert sind oder schlichtweg zu wenige Stunden arbeiten. Minimal 20 Stunden sinnvolles Tun pro Woche für das Gefühl von Selbstwirksamkeit sollten es schon sein. Wenn unser Kalender also wütige Arbeitsphasen verplant, ist dies oft gesünder als wir selbst glauben.

Benötigt man drei Wochen Urlaub für wirkliche Erholung? (MDR Jump, 2022)



Nein, das ist ein Fake. Das Leben ist das, was unsere Gedanken daraus machen. Wer glaubt, dass für ein Herunterfahren eine mehrwöchige Enthaltung von Tat und Arbeit nötig sei, wird danach trotzdem feststellen, dass die im Urlaub gesammelten Kräfte rasch wieder verzehrt sind. Stattdessen kommt es, wann immer unsere geistige Produktion auf der Kippe steht, auf kurzes intensives Loslassen nebst Perspektivwechsel an. Hierfür genügt auch ein schönes Wochenende, da die Natur uns so gebaut hat, dass wir unser Leben bewältigen können. Letztlich sind wir nämlich keine Tropfen im Ozean, sondern jeder von uns ist ein gesamter Ozean in einem Tropfen.

Lassen Sternschnuppen Wünsche wahr werden? (MDR Jump, 2022)



Mmh, naja, das ist gar nicht so abwegig wie es klingt und stimmt sogar ein bisschen. Der Homo sapiens, dessen Geist so viele Siege über Finsternis und Aberglaube eingefahren hat, ist bei der Umsetzung seiner Wünsche nämlich auf klare Ziele angewiesen. Wer imstande ist, beim Erblicken einer Sternschnuppe sofort einen konkreten Wunsch zu formulieren, hat die erste Hürde bereits genommen, weiß also längst, was er will und wirkt bewusst oder unbewusst auf Erfüllung hin. Schlechter sieht es aus bei denjenigen, die bei einer Sternschnuppe erst lange überlegen müssen, was sie sich wünschen sollen, zunächst eine Wunsch-Prioritätenliste aufstellen, diese dann vielleicht mehrfach überarbeiten, die Angelegenheit erst einmal überschlafen oder mit dem Psychologen besprechen wollen. So klappt es weder bei Sternschnuppen, noch bei vierblättrigen Kleeblättern oder gefundenen Hufeisen.

Haben Menschen mit Geschwistern bessere Chancen auf ein glückliches Leben? (MDR Jump, 2022)



Nein, das stimmt nicht. Früher glaubte man einmal, Einzelkinder seien von Hause aus egoistisch und verwöhnt, als hätte man ihnen den Kindermund immer nur mit Bonbons gestopft. Dagegen bekämen Geschwister eine höhere soziale Veranlagung mit auf den Weg und könnten deshalb auch später glücklicher kooperieren. Neuere Forschung hat aber gezeigt, dass Einzelkinder viel besser als ihr Ruf sind und sich nicht wesentlich anders verhalten als Menschen mit Geschwistern. In puncto Selbstbewusstsein lassen Einzelkinder tendenziell seltener etwas zu wünschen übrig und sind daher öfters in Führungspositionen zu finden. Letztlich wurden wir aber alle mit Flügeln geboren und sollten uns stets überlegen, wofür wir dankbar sind.

Sind Frühaufsteher glücklicher als Langschläfer? (MDR Jump, 2022)



Ja, inzwischen gibt es mehrere Studien, die belegen, dass Frühaufsteher nicht nur effizienter ihren Tag gestalten, sondern auch das Risiko von Depressionen senken. Sie sind dem natürlichen Sonnenlicht länger ausgesetzt und haben außerdem das gute Gefühl, morgens bereits etwas geleistet zu haben. Mit Seufzern erheben sich dagegen Langschläfer oft so mühsam, als hätten sie Wurzeln geschlagen und unterbrächen nun, Fäden und Erdreich mitziehend, das gerade begonnene Wachstum. Im Idealfall sollten wir also unser inneres Licht genau entgegengesetzt an- und ausschalten wie die Straßenlaterne vor dem Haus.

Sind chaotische Menschen intelligenter? (MDR Jump, 2022)



Ja, einige Studien haben ergeben, dass intelligente Menschen überdurchschnittlich oft durch ihre Unordnung hervorstechen, übrigens aber auch durch längeres Aufbleiben nachts und häufigeres Fluchen tagsüber. Man meinte, dass ihr Hirn mit Wichtigerem beschäftigt sei als mit Aufräumen und Nettsein. Besonders kreative Prozesse lieben das Chaos und ordnen die Welt nicht wie ein Verwaltungsbeamter nach dem Schema seiner Akten. Die gute Nachricht ist, dass Intelligenz nie umverteilt werden muss, denn jeder ist überzeugt, er habe genug davon.

Ist Mittwoch der schlimmste Tag der Woche? (MDR Jump, 2022)



Ja, das legt zumindest eine Studie zweier Mathematiker von der Universität Vermont nahe, die vier Jahre lang mehrere Millionen Blogs und Twitter-Nachrichten auf einen Anfangssatz wie "Ich fühle mich heute schlecht" abgeklopft haben. Tatsächlich wurden solche Sätze vorrangig am Mittwoch bekundet, wohingegen am Montag offenbar noch der entspannte Sonntag gut nachwirkte. Als Psychologe halte ich es aber der Betrachtung wert, dass das Leben immer das ist, was unsere Gedanken daraus machen. Flößt uns also ein Mittwoch Missbehagen ein und glauben wir eine Verzagtheit des ganzen Körpers wahrzunehmen, können wir uns wenigstens sagen: Nur in der Dunkelheit sieht man die Sterne.

Ist zu viel Kultur schädlich? (MDR Jump, 2022)



Ja, da ist etwas dran. Kultur ist nicht nur eine Art linkes Hobby, sondern aus psychologischer Perspektive zum großen Teil die Bewirtschaftung von Langeweile. Seit mehreren Jahrzehnten kreist jedoch unsere Kultur fast ausschließlich um drei negative Themen, nämlich: die Einsamkeit des Menschen, die Abgewandtheit Gottes, die Unbewohnbarkeit der Erde. Liefert man sich dieser Verstörung nun über Gebühr aus, beginnt sie auf uns abzufärben und lässt uns am Ende womöglich noch daran glauben, man selbst ähnele einem Müllsack auf der Seins-Halde.

Warum wiederholen sich Trends? (BB Radio Länderwelle Berlin/Brandenburg, 2022)



Die Wiederkehr vieler Trends ist nicht einer mangelnden Fantasie geschuldet, sondern der Sehnsucht nach einer als schön erlebten Vergangenheit. Menschliche Erinnerungen können nämlich verblassen, ohne aber die alten Gefühle zu ersticken. Sie schaukeln dann vor uns als eine vage Verheißung wie eine goldene Frucht im Laubwerk unserer Seele. Durch das Wiederaufleben eines alten Trends fühlen wir uns gleich jünger und es steigen damalige innere Zustände wieder auf, die unbewusst in all den Jahren anhänglich geblieben sind.

Hält sich nur jeder Fünfte an seine Neujahrsvorsätze? (MDR Jump, 2022)



Ja, das stimmt. Untersuchungen zeigen, dass mehr als ein Drittel der Deutschen ein altes Jahr nicht apathisch verlässt, sondern mit fanatischen Vorsätzen in den Augen. Sich gesünder ernähren zu wollen, rangiert dabei auf Platz 1, wenngleich sich so ein profilschwaches Vorhaben ja auf kürzester Strecke gut ändern lässt. Im tiefsten Herzen gibt es nämlich auch einen Willen zur Ohnmacht gegenüber unserem angeblich schwachen Fleisch. In Befragungen geben aber zumindest 20% an, sich in ihren Vorsätzen nicht beirren zu lassen. Als Psychologe plädiere ich übrigens bei allen Entschließungen für das Menschlichere und das Maß: Hohe Berge werden selten im ersten Anlauf bezwungen.

Warum kommt es zu Streits im Urlaub? (MDR Sachsen-Anhalt, 2023)



Naja, durch die Brille des Psychologen bedeuten Urlaube ja die ekstatische Konzentration der Freizeit. Die Erwartungshaltung ist hoch, eine gute Zeit zu verleben. Allerdings entstehen im Urlaub durch die Freistellung von äußeren Verpflichtungen überschüssige Energien, die von vielen Paaren genutzt werden, die Streitaxt auszugraben. Nach Mahlzeiten am Hotelbuffet darf man wahrlich als gesättigt gelten, der Gummizug mancher Hose macht schlapp und auf Tagesausflügen wird viel Kaugummi bewegt. All dieses Zuviel an Muße setzt uns zu und lässt unsere gewöhnliche Alltagsdisziplin brüchiger werden.
Manchmal fühlen wir im Schädel einen Sturm, der nicht weiß, in welche Richtung er loslegen soll. Bevor sich dann ein Streit unorthodox hochschaukelt, hilft es, mit nachsichtiger Milde aufeinander zu schauen. Auch der Andere hat seine Beweggründe für seine abweichenden Positionen und jetzt das Recht auf einen schönen Urlaub.

Warum essen wir den besten Happen zum Schluss? (Radio R.SA, 2023)



Früher aß man sein Fleisch mit sichernden Blicken nach rechts und links. In der heutigen Wohlstandsgesellschaft mit ihrem Überangebot an Lebensmitteln brauchen wir gute Stücke nicht mehr in der Ecke verschlingen. Niemand schnappt uns etwas weg, aber das evolutionäre Erbe wirkt fort. Die Psychoanalyse will wissen, dass es uns Vorlustgewinn verschafft, wenn wir den köstlichsten Happen bis zum Schluss aufbewahren. Beißt man zu früh in ihn ein, wartet noch ein dickes Ende auf uns.

Schadet Getrenntschlafen der Partnerschaft? (Ostseewelle Hit-Radio Mecklenburg-Vorpommern, 2023)



Generell gilt im Leben: Wenn wir nicht genau sagen können, was wir gerade am dringendsten brauchen, dann ist es immer Schlaf. Insofern wird die Befriedigung der biologischen Bedürfnisse mit zunehmendem Alter wichtiger. Haben sich junge Menschen noch problemlos im schmalen Bett ineinander gefügt, werden sie später unduldsamer bezüglich der Schnarch- und sonstigen Körpergeräusche des Partners. Getrenntschlafen ist dann auf lange Sicht der Beziehung eher zuträglich. Es liegt ja auch im Auge des Betrachters, ob wir unser Bett als halbleer oder als halbvoll erleben.

Warum geben wir unseren Autos Namen? (Radio Brocken, 2023)



Die Antwort ist ebenso einfach wie verblüffend: Das Auto ist ein rollender Uterus. Wir nehmen nämlich im Auto eine Art Embryonalstellung ein, also eingefercht und gekrümmt, die Arme angewinkelt am Lenkrad. Ganz unbewusst werden beim Autofahren quasi vorgeburtliche Erinnerungen herauf gerufen und diese tiefe Vertrautheit verwandelt unser Auto dann in ein Familienmitglied, das folgerichtig einen schönen Namen verdient.

Kann man durch morgentliches Bettenmachen zum Millionär werden? (MDR Jump, 2023)



Nein, das stimmt in so einfacher Verknüpfung leider nicht. Allerdings hat der amerikanische Sozioökonom Randall Bell veröffentlicht, dass die Wahrscheinlichkeit, reich zu werden, um über 200% ansteigt, wenn man seinen Lebensraum ordentlich hält. Das Bettenmachen ist hierbei typisch für disziplinierte Morgenmenschen, wohingegen faule Langschläfer darauf eher verzichten. Das Bett, das unserer Ruhe und gelegentlichen Schlaflosigkeit den Rahmen gibt, ist also ein Symbol für unser sonstiges Leben. Wer sich bereits am Abend unter der Bettdecke zur Mumie rundet und sich morgens zur Ordnung ruft, dessen Nachtleben ist auf recht harmlose Art geregelt und er wird oft auch beruflich erfolgreicher sein als jemand, der gern in nächtlich geöffneten Erfrischungsstätten rastet.

Macht das Streben nach Glück unglücklich? (MDR Jump, 2023)



Nein, das stimmt nicht. Zwar wird immer wieder behauptet, dass es uns unter Stress oder gar Zeitdruck setzen würde, ständig dem Glück hinterher zu laufen. Als Psychologen sehen wir aber, dass Menschen durchaus nach Glück streben sollten, um dadurch schrittweise die bewusste Wahrnehmung für schöne Momente zu schärfen. Wer sich diesem Ziel nicht stellt, neigt viel eher dazu, eigene Unzufriedenheiten mit dem vermeintlich besseren Alltag der anderen zu vergleichen, was ja geeignet ist, dem Leben den Stempel des Unbehaglichen aufzudrücken. Allzu oft glauben wir nämlich, dass im Inneren der Lebenswelt von Mitmenschen Temperaturen herrschen, die wir selbst entbehren. Wir meinen, Andere leisteten sich quasi ein Leben in den psychologischen Tropen, während wir selbst uns auf Permafrost mit bestenfalls kurzem Sommer eingerichtet haben. Wer jedoch nach Glück strebt und den Blick auf eigene Glücksempfindungen richtet, der bewahrt einen achselzuckenden Gleichmut.

Ist Frühjahrsputz gesund? (MDR Jump, 2023)



Ja, das legt uns die Psychologie nahe. Solange nämlich vor dem Fenster Winter ist, setzt uns das trübe Wetter zu und auch unsere inneren Lichter sind ein wenig herabgebrannt. Wenn dann endlich der Himmel Farbe annimmt, belebt sich die gesamte Natur. Nehmen wir uns jetzt des Schmutzes und der Unordnung in unserem Zuhause an, kehren wir zugleich unseren Wintergrimm aus. Aus Studien weiß man, dass wir uns in einem sauberen und aufgeräumten Umfeld nachweislich wohler fühlen. Durch Frühjahrsputz machen wir also auch innerlich Platz für die neue Knospenbotschaft des März.

Fühlen sich Hinwege länger an als Rückwege? (MDR Jump, 2023)



Ja, das ist ein Fakt. Wir befinden uns auf Hinwegen nämlich in größerer Nervosität und setzen Hoffnungen in das Ziel. Dadurch wird unser subjektives Zeitempfinden verlangsamt. Überdies brechen wir zu unseren Reisezielen ja von unserem vertrauten Zuhause auf, dessen Umgebung wir noch im Radius etlicher Kilometer gut kennen. Hier sind wir hier ortskundig und bis in die umliegenden Felder hinein bewandert. Auch die Fahrt zur Autobahn oder zum Bahnhof kennen wir noch wie unsere Tasche und bekommen erst nach mehr als einer Stunde das Gefühl, jetzt erst richtig unterwegs zu sein, was die empfundene Fahrtzeit des Hinwegs verlängert. Auf dem Rückweg hingegen meinen wir, unser Zuhause fast schon erreicht zu haben, sobald der Name unseres Heimatortes erstmals irgendwo auf Schildern auftaucht und finden dann erstaunlich, wie schnell alles ging.

Wirken Urlaubsorte beim zweiten Mal nicht so schön wie abgespeichert? (MDR Jump, 2023)



Ja, aus psychologischer Sicht stimmt das. Wenn wir uns nämlich auf eine Reise begeben, suchen wir Loslösung vom Alltag und neue Eindrücke. Sagen wir dann von einem Urlaub, er sei traumhaft gewesen, kamen offenbar viele schöne Dinge zusammen: Eine Landschaft von ungekannter Herrlichkeit, nette Menschen und einzigartige Erlebnisse. Im besten Fall zeigte auch das Wetter sich im Einvernehmen mit unserem Ferienkalender. Die Wahrscheinlichkeit, bei einer späteren Wiederholung erneut gleichzeitig alle Faktoren glücklich versammelt zu finden, ist jedoch ernüchternd niedrig.

Sind Hausaufgaben während der Ferien sinnvoll? (MDR Jump, 2023)



Nein, das ist falsch. Viele meinen ja, dass Kinder, solange ihnen der Schulranzen anhängt, effektiv ihre Zeit nutzen müssten wie Erwachsene. Tatsächlich zeigen aber psychologische Studien, dass unsere Sprösslinge in den Ferien keinesfalls verdummen, sondern das bisher Gelernte sacken lassen. Hausaufgaben wären hier ein unnötiger Stressfaktor, denn eigentlich würde es schon ausreichen, in der unterrichtsfreien Zeit in ruhiger Muße im Sessel zu sitzen und den von Eiscreme gefüllten Magen zu bewachen. Glücklicherweise finden nach Ferienende alle Beteiligten innerhalb weniger Tage zur Routine zurück, wenn wir unsere Kinder jetzt wieder der Schule zutreiben müssen.

Wohnen in Deutschland die meisten Morgenmuffel? (MDR Jump, 2023)



Ja, ganz entgegen dem landläufigen Klischee der fleißigen Deutschen legen das zumindest die Ergebnisse einer Befragung nahe, die der Energieversorger E.ON gemeinsam mit Kantar EMNID unter 10.000 Europäern durchgeführt hat. Demnach kommen 55% der befragten Deutschen ganz schlecht aus den Federn, wovon etwa ein Drittel fast eine ganze Stunde lang muffelig bleibt. Das sind ähnlich schlechte Werte wie bei den Schweden, Briten und Tschechen - übrigens im Gegensatz zu den eher gern frühaufstehenden Rumänen und Franzosen. Der Grund liegt vermutlich in unserer Neigung, in allen Lebensbereichen das deutsche Wetter zu erzeugen, das landesübliche Grau. Wir fühlen uns dann nie von einer neuen Morgenröte angestrahlt, sondern haben sogar im Sommer die Fähigkeit, bereits am Morgen mürrisch auf der Terrasse zu sitzen.

Machen Plätzchen glücklich? (MDR Jump, 2023)



Aber ja doch. Deren hoher Buttergehalt löst im Mundraum nämlich einen starken Schmelzeffekt aus und sorgt für retronasale Aromaentwicklung. Und bei den kalorienreichen Zutaten wie Nüssen und Zucker lassen die Glückshormone natürlich nicht lange auf sich warten. Aber allein schon der Anblick eines schönen Tellers mit Weihnachtsgebäck besitzt nachweislich positive Wirkungen und schafft seelische Entspannung. Er erinnert uns an unbeschwerte Kindheitstage und beschwört ein Selbstgefühl, als ob man sich mit einer unsichtbaren Hand liebevoll von innen her abtasten könnte. Es gibt also guten Grund, jetzt in der Küche rührig zu sein.


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