Hörproben psychologischer Radiobeiträge (4)
aus dem Jahr 2024


Vergeht die Zeit schneller mit dem Älterwerden? (MDR Jump, 2024)



Ja, das stimmt tatsächlich. Einer Studie der US-amerikanischen Duke University zufolge verlangsamt sich mit zunehmendem Alter unsere Bildverarbeitung im Gehirn. Unsere Neuronennetze werden nämlich allmählich größer und komplexer, was zu längeren Pfaden und höherer Verarbeitungsdauer führt. Hingegen bewältigen junge Menschen mehr Bilder pro Tag und haben deshalb das Gefühl, mehr zu erleben. Hinzu kommt, dass sich ja mit dem Älterwerden unsere Bereitschaft für Aktivitäten reduziert, da wir lieber den Fuß ruhen lassen. Die Zeit vergeht dann ohne Ertrag und in unserer Empfindung sehr schnell. Die gute Nachricht ist aber, dass wir mit innerer Zweidrittelmehrheit jederzeit unsere seelische Verfassung ändern können. Durch Erlebnisse lässt sich das Davonrasen der Zeit subjektiv bremsen.

Erkennt man an der Automarke den IQ? (MDR Jump, 2024)



Nein, so einfach ist es nicht, aber der Reihe nach. Eine aktuelle britische Studie hat 2.000 Kraftfahrer nach deren Automarke befragt und einem kurzen Intelligenztest unterzogen. (Daraus ergab sich, dass Skoda-Fahrer mit einem durchschnittlichen IQ von 99 den ersten Platz einnahmen, gefolgt von Suzuki mit 98,1 und so fort. Den letzten Platz errangen Land-Rover-Fahrer mit einem IQ von 88,6. Hier zeigt sich schon das erste Problem:) Die Variationsweite der gemessenen Intelligenzquotienten ist äußerst gering und streut eng um den statistischen Durchschnitt. Man kann ja immer Dinge der Größe nach sortieren, aber solange die Werte sich untereinander nicht signifikant unterschieden, liegt purer Zufall vor. Außerdem wurden in der Studie auch viele andere Variablen abgefragt wie Autofarbe, Antriebsart usw. Und je mehr Variablen im Spiel sind, desto wahrscheinlicher wird man irgendetwas finden. So waren Fahrer von Benzinmotoren intelligenter als jene von Hybrid- oder gar Elektrofahrzeugen. Und Fahrer von grünfarbigen Fahrzeugen hatten den niedrigsten IQ.

Können zu spät kommende Menschen nichts dafür? (MDR Jump, 2024)



Ja, da ist etwas dran. Landläufig wird Zuspätkommen ja als mangelnde Wertschätzung für den Wartenden und in der modernen Psychologie als eine Form passiv-aggressiven Verhaltens interpretiert. Allerdings legen uns einige Studien nahe, dass Zuspätkommer möglicherweise von ihren eigenen Gehirnen bei der Einschätzung des Reiseweges irregeleitet werden. Je bekannter uns nämlich ein Weg ist, in umso kürzerer Zeit meinen wir ihn zurücklegen zu können. Deshalb wird etwa bei Verabredungen in der eigenen Stadt schlichtweg nicht rechtzeitig genug aufgebrochen, sodass man sagen kann: Es ist nie zu spät, unpünktlich zu sein.

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